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Petra Mühlenbrock

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Waldorf diskutiert … mit Prof. Dr. Jost Schieren: Waldorfschulen, bewegt euch!

Reflexion weist den Weg in die Zukunft – national und international

Berlin, 17. Dezember 2024 (EM/NA): In Deutschland gibt es aktuell über 250 Waldorfschulen; weltweit umfasst die Bewegung mehr als 1250 Schulen. Seit Gründung der ersten Waldorfschule in Stuttgart sind über 100 Jahre vergangen. Zeit für eine selbstkritische Auseinandersetzung. Prof. Dr. Jost Schieren ist Dekan der Alanus Hochschule in Alfter bei Bonn und Professor für Schulpädagogik mit Schwerpunkt Waldorfpädagogik. Gemeinsam mit Christian Boettger, Geschäftsführer der Pädagogischen Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen, bewegt er grundlegende Fragen: Wohin muss sich Waldorf bewegen? Bringt ein internationaler Vergleich neue Erkenntnisse? Welche Aspekte gilt es zu bewahren, welche zu hinterfragen, welche zu erneuern?

Prof. Dr. Jost Schieren ist Dekan der Alanus Hochschule in Alfter bei Bonn und Professor für Schulpädagogik mit Schwerpunkt Waldorfpädagogik. Foto: MM Studio

Wissenschaft soll pädagogische Theorie und Praxis prüfen
Über ein Jahrhundert lang entwickelte sich die Waldorfpädagogik als bewährte Praxis. Neben vielen Schulgründungen in freier Trägerschaft verzeichnete sie beispielhafte Lern- und Lehrerfahrungen. „Doch jede positive Methode kann irgendwann Opfer des eigenen Erfolges werden – wenn sie immer nur beibehält, was sich bewährt hat“, betont Jost Schieren. „Dann besteht die Gefahr, dass sie sich selbst nicht mehr hinterfragt.“ Vor der Aufgabe des Hinterfragens stehe die Waldorfpädagogik heute; ein zuweilen schmerzhafter Prozess, der aber nicht zu fürchten sei. Schieren lobt die wissenschaftliche Entwicklung der Waldorf-Bewegung, die seiner Beobachtung nach um das Jahr 2000 herum eingesetzt habe: „Unsere Forschung muss bereit sein, all unsere Standpunkte radikal in Frage zu stellen – und unsere theoretischen Grundlagen nachvollziehbar zu formulieren.“

Aufgaben einer Schule der Zukunft
Für die kommende Zeit sieht der Professor für Schulpädagogik folgende Herausforderungen: Waldorfschulen bilden derzeit nicht immer die Mitte der Gesellschaft ab. Während im staatlichen Schulsystem über 40 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund haben, sind es an Waldorfschulen nur 3 bis 4 Prozent. Heterogenität sei jedoch ein Kernprinzip der Waldorfpädagogik. Die Waldorfschule wolle eine Schule für alle sein. Heterogenität spiele auch im Hinblick auf die Oberstufe eine Rolle. Diese solle nicht zu einer Art „Waldorf-Gymnasium“ werden, sondern vielmehr alle relevanten Bildungsabschlüsse gleichberechtigt anbieten und fördern. Das bedeute, mehr über den Tellerrand gewachsener Waldorf-Formen hinauszuschauen, Jahrgangsklassen in Frage zu stellen, mehr Kooperationsmöglichkeiten einzugehen und ein neues Oberstufenprofil zu entwickeln. Neben einer guten Ausbildung müssen Waldorfschulen auch eine gute Einarbeitung für junge Lehrkräfte gewährleisten.

Ausblick: Stärken und Chancen der Waldorfschulen
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, inspiriert ein Blick zu den Waldorfschulen auf der ganzen Welt: Jost Schieren beurteilt sie als „systemoffen oder systemweich“. Dies sei eine Stärke, denn die Pädagogik habe die Mittel, aus der Wahrnehmung oder der jeweiligen Kultursituation heraus jeweils die Antwort zu geben, die die Lernenden brauchen. „Die Waldorfpädagogik fußt auf einem Menschenbild, das derart auf Individualität ausgerichtet ist, dass im Kernprinzip soziale Gerechtigkeit nicht nur gewollt, sondern auch vor jedem kulturellen Hintergrund unterstützt wird. Lasst uns dieser globalen Möglichkeit der Waldorfschulen gerecht werden!“


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Es diskutierten: Christian Boettger (links), Geschäftsführer der Pädagogischen Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen und Prof. Dr. Jost Schieren, Dekan der Alanus Hochschule in Alfter bei Bonn. Foto: MM Studio